Wolfsbarsch, Angeln vom Kajak
Lange Zeit fristete das Angeln vom Kajak eher ein Schattendasein in der bunten Angelwelt. In den letzten Jahren gewann das Kajak jedoch immer mehr an Popularität. Und das dank einiger findiger Hersteller, die sich umfassend mit diesem Thema beschäftigt haben. Noch vor 10 Jahren waren wir Kajakangler eine große Ausnahme, doch mittlerweile zeigt sich auch in Deutschland eine stetig steigende Begeisterung, man kann schon von einem wahren Hype sprechen. Dieser Hype nimmt immer größere Formen an, selbst das Big Game Fischen auf Marlin & Co. haben sich einige Extremkajakangler auf die Fahne geschrieben. Diese rasante Entwicklung kommt uns Meeresanglern an der Deutschen Küste natürlich auch zu Gute. Vom Kajak her öffnen sich neue Möglichkeiten des Angelns, vor allem an schlecht zu erreichenden Plätzen, die bisher für Boots- und Uferangler unzugänglich waren. Man kann sich nahezu geräuschlos und ohne viel Kraftaufwand auf dem Wasser bewegen. Gerade beim Angeln auf Wolfsbarsch kann dieser Vorteil von entscheidender Bedeutung sein. Denn in der flachen Uferzone sind große Wolfsbarsche äußerst schreckhaft und flüchten bei plötzlichen und lauten Geräuschen wie z.B. einem knatternden Außenbootsmotor.
Man unterscheidet die Kajaks im Wesentlichen zwischen sogenannten Sit-In und Sit-On-Top-Kajaks. Wie der Name schon verrät, sitzt man entweder im oder auf dem Kajak. Bei der ersten Kategorie ist man in seiner Handlungsfreiheit sehr eingeschränkt, da man mit dem Unterkörper fest im Kajak sitzt. Bei den „Sit On Tops“, kurz SOTs, kann man sich frei bewegen, man hat mehr Stauraum und die meisten SOT’s sind mit einer Breite von mehr als 75cm deutlich kippstabiler gegenüber den Sit-In-Kajaks. Deswegen sind diese optimal zum Angeln geeignet. Mittlerweile bekommt man SOTs in den verschiedensten Formen und Typen, viele darunter auch meerestauglich. Ob jetzt mit konventionellem Paddel oder mit modernem Fußantrieb, hierbei zählt mehr der persönliche Geschmack. Alle Kajaks haben jedoch eines gemeinsam: An jedem haftet eine große Portion Abenteuerlust! Nur sollte sie nicht den wichtigsten Faktor verdrängen. Will man in See stechen, gehört die persönliche Sicherheit an erster Stelle – doch dazu später mehr.
Zurück zum Angeln auf Wolfsbarsch. Viele gute Hotspots an der Nordsee, wie flache Sand- und Muschelbänke oder lange Wellenbrecher die unsere ostfriesischen Inseln vor Sturmflut schützen, sind vom Ufer oder Boot kaum zu erreichen. Der Kopf dieser Wellenbrecher liegt selbst bei Ebbe oft unter Wasser – für Uferangler daher kaum oder gar nicht zu erreichen. Manche Wellenbrecher (wie z.B. auf Borkum) sind mehrere hundert Meter lang, der Uferangler kann daher oft nur ein Drittel davon befischen. Die letzten zwei Drittel sind für Kajakangler hingegen spielend zu erreichen.
Aber auch kleine vorgelagerte Riffs in Ufernähe sind mit dem Kajak leicht zu erreichen. Ob bei aufkommendem oder abgehendem Wasser, wichtig ist, dass das Wasser in Bewegung ist. Bei den vom Ufer entfernteren Hotspots spielt die Gezeitenströmung, d. h. bei welcher Tide man einen Versuch startet, meist eine untergeordnete Rolle. Die beste Beißzeit ist meist beim Gezeitenwechseln, nämlich dann, wenn die Strömungsstärke abnimmt. Kommen wir bei dieser Gelegenheit zurück zu den Kayakformen. SOTs liegen etwas höher auf dem Wasser als Sit-In-Kajaks und bieten der Gezeitenströmung somit weniger Angriffsfläche, wodurch sie insgesamt kräfteschonender sind. Trotzdem sollte man sich nicht selbst überschätzen; eine Portion Sportlichkeit gehört schon dazu.
Gegen einen Ozeanriesen wirken Kajakangler ziemlich verloren. Niemals zu weit rausfahren, wenn die Fahrrinne dicht unter Land verläuft.
Die einfachste Methode zum Befischen dieser Spots ist, sich entweder entlang oder über ihnen her driften zu lassen. Dabei sucht man werfend die Wasserschichten entlang der Steinschüttung der Wellenbrecher ab. In Sachen Köder muss man experimentieren, manchmal sprechen die Wolfsbarsche besser auf Wobbler an, manchmal auf Shads (Gummifische). Von Vorteil ist hier natürlich das Kajak mit Tretantrieb; man kann sich bequem gegen die Strömung halten und den Spot präzise abfischen.
Da wir mit dem Kajak direkt an die Spots fahren können und keine große Wurfdistanz überbrücken müssen, fällt unser Tackle auch wesentlich leichter und kürzer aus. Ruten zwischen 1,80 – 2,10m Länge sind ideal. Wir brauchen keine artistische Meisterleistung hinlegen, wenn wir z.B. die Schnur wieder neu durch die Ringe einfädeln müssen. Dementsprechend können auch die Rollen eine Nummer kleiner ausfallen, meist drillen wir die Wolfsbarsche direkt am Kajak.
Kommen wir nun zum wichtigsten Punkt beim Kajak-Angeln auf der Nordsee, der Sicherheit! Bevor man sich ins Abenteuer stürzt, sollte man sich bewusst sein, dass das Angeln vom Kajak mit einigen Risiken verbunden ist. Hier 10 Punkte, die man auf jeden Fall beachten sollte:
- Nordsee – ein unerfahrener Kajakfahrer sollte niemals ohne erfahrenen Kajakangler auf die Nordsee.
- Grundsätzlich nie alleine auf die Nordsee. Falls ihr mal in arge Bedrängnis kommt, ist ein zweiter Angelbuddie die erste und beste Hilfe.
- Nie ohne Schwimmweste auf die Nordsee.
- Immer kurz vor der Kajaktour die Wetterbedingungen checken, am besten online: DWD Deutscher Wetter Dienst (auch als App), für die Niederlande der KNMI Koninklijk Nederlands Meteorologisch Instituut.
- Immer einen Anker mitnehmen, falls es mal Probleme mit dem Antrieb oder der Lenkung gibt, verhindern wir mit diesem ein Abdriften und vermeiden so auch in brenzliche Situationen zu kommen. Wir sind mit unserem Kajak der kleinste und schwächste Verkehrsteilnehmer auf der Nordsee.
- Für unbekanntes Terrain ist ein Echolot eine sinnvolle Anschaffung. Vor allem auf der oft trüben Nordsee, wo alle Sinne gefragt sind, wie beim Navigieren durch Untiefen zwischen Sand- und Muschelbänken hilft es ungemein.
- Um von anderen Verkehrsteilnehmern besser wahrgenommen zu werden, ist auffällige Kleidung unbedingt anzuraten. Man sollte niemals davon ausgehen, dass man ständig gesehen wird.
- Ein Handy (dicht an Land hat man häufig noch guten Empfang) oder Funkgerät, verpackt in einem wasserdichten Beutel oder Container, leistet für Hilferufe gute Dienste.
- Eine an Land gebliebene Person sollte immer wissen wo man sich aufhält, so ist eine schnellere Rettung gewährleistet, wenn man in Not gerät und der zweite Mann keine adäquate Hilfe leisten kann.
Der letzte Tipp: Eine weitere Trinkflasche mit Wasser. Da fast ausschließlich im Sommer, bei warmen Temperaturen auf die Wolfsbarsche gefischt wird, ist zusätzliche Flüssigkeit nicht ganz verkehrt.
Gute Reviere, um vom Kajak her auf Wolfsbarsch zu fischen, finden wir an der deutschen Küste (Wattenmeer) auf den vorgelagerten Inseln nur seeseitig. Sylt, Wangerooge, Baltrum oder Borkum um nur ein paar zu nennen; dort kommt man auch leicht ans Wasser, ohne über einen hohen Deich zu müssen oder lange Fußmärsche in Kauf zu nehmen.
An der niederländischen Küste (Wattenmeer / Waddenzee) sind die vorgelagerten Inseln ebenfalls klasse Reviere. Am restlichen Küstenabschnitt südlich von Texel wird es schon etwas schwieriger. Gute Anlaufplätze, um sein Kajak zu Wasser zu lassen: Den Helder am Leuchtturm, bei Katwijk (innerhalb des Hafens von Ijmuiden ist das Angeln vom Kajak verboten) seeseitig der Hafenmole und seeseitig vom Grevelinger Damm.
Vier Köder für ein Halleluja, mehr ist eigentlich nicht von Nöten für die Nordseewölfe.
Meine Favoriten:
Tiefläufer: DUO Realis Jerkbait 120SP
Minnow: DUO Tide Minnow 120F
Swimbait: Black Minnow 120 von Fiiish
Shad (Gummifisch): Keitech Easy Shiner 5“ mit Tintenfisch-Aroma
Auch Nachts ist ein Angeln auf Wolfsbarsch, vom Kajak her möglich. Für Anfänger oder Kajakangler die nur ab und zu auf der Nordsee paddeln, ist davon abzuraten. Aufgrund des hohen Schiffsverkehrs kann es äusserst gefährlich werden. Wer es dennoch porbieren möchte, sollte sich einen sehr erfahrenen Nordseekajakangler anschließen.