England
Wolfsbarsch = Bass

Besuch bei Freunden

England, Weymouth/ Dorset – Chesil Beach!

Endlich war es soweit, ich konnte die Einladung von ein paar Freunden aus England wahrnehmen und meinen Plan, einen „Bassfishing Trip“ an Dorsets Küste, verwirklichen. Eigentlich sollte die Seabass Addiction Tour ja unter dem Motto „fishing the legend & the present“ stehen. An Dorsets Küste schrieb Dr. Mike Ladle die Wolfsbarschbibel „Hooked on Bass“ und im Anschluss wollte ich mich noch ein paar Tage den Wolfsbarschen auf Baltrum stellen. Der Titel „extreme bassing“ oder warum heißt es eigentlich Sport-fischen passt jedoch besser, zumindest zum Englandteil der Tour.

Nach der Ankunft am Bristol Airport ging es erst einmal mit Tom im Auto 2 Stunden in Richtung Süden nach Weymouth, unter Wolfsbarschfreaks ist diese Stadt keine namenlose. Dort findet z.B. jährlich das Weymouth Lure Bass Festival statt. Dabei geht es nicht wie sonst bei den Compitions, vom Boot den Wolfsbarschen hinterher, sondern vom Ufer. Wer sich ein wenig an dieser Küste auskennt, weiß wie hart es ist an „super“ Spots zu kommen, mitunter sind Fußmärsche von gut 45 Minuten keine Seltenheit. Und das über aalglatte Felsen oder kilometerlangem, losen Kies. Also ein knallhartes Event, nichts für Ansitzangler ;-).

Chesil Beach

Nach einem zweiten Frühstück und dem freudigen Wiedersehen mit den Anderen ging es ab zur Unterkunft und in „Warpgeschwindigkeit“ in die Watthose. Alle waren heiß auf Wölfe. Na gut, ich musste erst mein Tackle noch sortieren, was etwas Zeit brauchte. Dadurch konnte ich mir dann den gesamten Weg zum Wasser passende Sprüche anhören. Wie heißt es so schön, wer den Hohn hat, braucht… .

„The Fleet, im Hintergrund Chesil Beach“

Aber dann, das erste Angelrevier (was wir auch fast jeden Tag besuchten) war Chesil Beach. Allein schon der Anblick dieses legendären Kiesstrandes war beeindruckend. Der Name Chesil wird vom altenglischen Wort ‚ceosil‘ abgeleitet und bedeutet nichts anderes als Kies.Vor dem Chesil Beach erstreckt sich das Fleet, der Strand der eher an eine lange Düne erinnert. Ca. 10 – 15m hoch, 200m breit und 29km Kilometer lang – reiner Kies. Auch das vorgelagerte Fleet ist nicht minder ein perfektes Wolfsbarschrevier, aber wir wollten ja erst den Chesil rocken. Ok, ich wurde schon vorgewarnt, aber was uns nach dem Übersetzen mittels kleinem Paddelboot erwartet hat, hatte nichts mehr mit einem lockeren Spaziergang am Strand zu tun.

Selbst wer schonmal über losen Kies gelaufen ist, kann sich das auch nur annähernd vorstellen. Allein diesen Strand zu überqueren war schon recht sportlich. Im Anschluss dann noch ein paar Kilometer zum Spot zurückzulegen hatte schon eher einen gewissen marathon-ähnlichen Beigeschmack. So ganz fuß-lahm sollte man da nicht herangehen. Obwohl wir nur 13°C Lufttemperatur hatten, trug keiner bei dem Marsch überflüssigen Zwirn am Leib, die dicken Jacken und Pullover blieben vorerst im Rucksack.

Man kann hier nur die Ausmaße von Chesil Beach erahnen. Im Vordergrund erkennt man die sogenannten „Horses“ – wellenförmige Ausbuchtungen. Ein Phänomen, dass nur bei bestimmter Windrichtung und Strömung auftritt. 

Mal nebenbei bemerkt, für mich sah es am Chesil Beach überall gleich aus. Keine Buhnen, Felsen oder andere Spots waren erkennbar. Hätten wir da nicht unseren Mark gehabt, seines Zeichens Pro Guide; er deutete den Strand entlang, wo man in der Ferne leichte Buchten wahrnehmen konnte. Diese stellten sich später als erstklassige Spots heraus. Manchmal sind es die unscheinbaren Dinge, die einen zum Erfolg führen.

Zwar gingen dort nicht die größten Wolfsbarsche an den Haken, aber jeder fing dort seine Fische. Die einen mehr, die anderen weniger ;-). Für mich war der erste Besuch sehr lehrreich, vor allem wenn man mit Anglern unterwegs ist, die ihr Handwerk verstehen. Aber eines konnte ich mir nicht verkneifen… Jeder hat ja so seine bevorzugten Köder: Wobbler, Softbaits etc. Ich empfinde es immer als Herausforderung, wenn einem andere Angler weißmachen wollen, dass nur ein Köder an einer bestimmten Stelle fängt. Hier sollte es der Zonk 120 von MB in pearl/rainbow sein. Gut, ich muss zugeben, dass ich mir den Wobbler noch schnell vor Ort zugelegt habe, aber wer mich kennt weiß, dass ich mich mit solch einer Aussage nicht zufrieden gebe. Den ersten Wölfi hab ich auch tatsächlich mit dem Zonk gefangen.

Aber ich hab ja meinen eigenen Kopf und wechselte dann zu meinem Favoriten, mit ähnlichen Eigenschaften. Als wir einen Stop im ortsansässigen Angelladen machten, war der von mir bevorzugte Wobbler (DUO Beach Walker 120MD)  ausverkauft… mmhhh (*

lach)?!

Taktik und Technik am Chesil Beach, ca. 20 Meter laufen und werfen, 20 Meter laufen und werfen, etc….; die Würfe entlang des Strandes platzieren und nicht den Wobbler zu früh aus dem Wasser nehmen. Manchmal folgen die Wolfsbarsche den Wobblern bis fast vor die Füße des Anglers, um dann erst zuzupacken. Wiederum muss man einige Wolfsbarsche zum Anbiss animieren, ein zweiter Wurf in dieselbe Richtung wirkt bei schwierigen Fällen of Wunder.

Schlanke Minnows für Chesil Beach

England, Dorset – Kimridge Bay & The Fleet!

Wie auch Chesil Beach zählt Kimridge Bay zur Jurassic Coast. Diese Felsenküste ist ausgezeichnet als Welt-Naturwunder und wurde von der UNESCO zum Weltnaturerbe ernannt. Vor allem bekannt ist Kimridge Bay für die fossilen Einschlüsse, denen man auf Schritt und Tritt entlang der Kliffs begegnet. Vorwiegend sind es gut erhaltene Abdrücke von Ammoniten.

Jedoch sollte man sich zurückhalten, diese aus dem Stein zu hauen. Der vermeintliche harte Stein entpuppt sich meist als bröckeliger Schiefer, also bitte nur gucken, nicht anfassen. Wichtig zu erwähnen ist, dass man keinen Trip am Fuße der Kliffs auf eigene Faust unternehmen sollte. Nicht nur, dass man plötzlich von der Flut überrascht werden könnte, auch bestehen die Klippen zu größten Teil aus brüchigem Schieferton. Hin und wieder brechen große Brocken aus der Klippenkante. Da möchte man nicht in der Nähe sein, wenn so ein tonnenschwerer Kaventsmann auf den Strand donnert. Besser und sicherer geht es mit einem ortskundigen Führer oder Angelguide. Da ich mit Ortskundigen unterwegs war, konnte ich mich voll auf das Angeln konzentrieren. Naja, zumindest wenn man die Uhr im Auge behält, dann erspart man sich eine abenteuerliche Kletterpartie – aber das ist ein andere Geschichte.

Anders als beim Chesil Beach könnte man meinen, dass sich an der Felsenküste mit seinen zahlreichen Buchten, Landzungen und Flachwasserbereichen lange Fußmärsche erübrigen. Jedoch falsch gedacht – vor allem dann, wenn man mit Freunden unterwegs ist, die diesen Küstenabschnitt wie ihre Westentasche kennen. Auf dem Weg zu ihren Spots zählten sie auf, was ihnen oder anderen hier und dort schon an den Haken gegangen ist. Warum dann in Herrgotts Namen fischen wir nicht hier? Stattdessen laufen, laufen, laufen…

Gut, wenn ich es mir recht überlege, handhabe ich es nicht anders. An manchen Spots sind die Chancen halt etwas größer, als an denen die schnell zu erreichen sind. Aber auch das ist keine Fanggarantie, gute Spots bedeuten nicht immer viel Fisch. Die Qualität der Fische an den besagten Spots ist meist überdurchschnittlich. Aufgrund der Gegebenheiten und des Futterangebots tummeln sich mehr größere Exemplare. An einigen Spots haben Wolfsbarsche ihre Jagdtaktik angepasst: Sie schwimmen mit großen Schulen von Meeresäschen und attackieren blitzschnell die kleineren Fische und mischen sich dann wieder unter den Schwarm, als wenn nichts gewesen wäre. Quasi ein Wolf im Schafspelz.

An den ersten Spots hielt sich die Freude meiner Begleiter in Grenzen. Die passenden Bedingungen, um hier erfolgreich zu sein, waren nicht eingetroffen oder nur bedingt vorhanden. So musste jeder einzelne Fisch hart erarbeitet werden. Köder und Führungsstile wurden im stetigem Wechsel ausprobiert. Flachlaufende Minnows, Softjerks und Stickbaits waren die Waffen der Wahl. Aufgrund der ausgedehnten Flachwasserbereiche mit viel Struktur, war die Köderauswahl nur sehr beschränkt. Mit zu tief laufenden Wobblern hätte man eher ein Festhängen und somit den Verlust der Köder provoziert. Dank der guten Ortskenntnis meiner Freunde sind mir einige Köderverluste erspart geblieben. Ein Trip auf eigene Faust wäre kostspieliger geworden.

Die schwierige Angelei wurde jedoch durch ein traumhaftes Panorama wett gemacht. Allein die atemberaubende Kulisse war es schon wert, morgens um 5.00 Uhr am Wasser zu stehen. Dann ist dort auch Beißzeit, gegen Mittag ist Schluss. Danach macht es wenig Sinn, denn aufgrund der geringen Tiefe ziehen sich die Fische über Tag wieder zurück.

Ein weiteres Wolfsbarschrevier, das ich nicht vorenthalten möchte, ist das Fleet, welches sich vor dem Chesil Beach erstreckt.

The Fleet > Das Fleet ist die längste saline Lagune Englands, 13km lang, 480 Hektar groß. Der Name Fleet wird vom angelsächsischen Word ‚fleot‘ abgeleitet und bedeutet flaches Wasser. Da das Fleet mit dem Meer verbunden ist, steht es unter dem Einfluss der Gezeiten.

Das leicht brackige Wasser ist ein ideales Jagdrevier der Wolfsbarsche. Aufgrund seiner schmalen Breite ist das Angeln nicht immer möglich. Da sich bei der Tide eine Menge Wasser bewegt, ist die Strömung extrem hart. Kurz vor Ebbe, wenn die Strömung etwas ruhiger wird, beginnt im Fleet die heiße Beißphase.

Das war für die paar Tage ein sehr spannender und lehrreicher Wolfsbarschtrip an der Küste von Dorset. Eine eher kurzweilige Angelei an den unterschiedlichsten Spots, an verschiedenen Küstenabschnitten, mit unterschiedlichen Methoden und Techniken. Auf wenigen Kilometern bietet diese legendäre Küste eine abwechslungsreiche Angelei, die ihres Gleichen sucht. Für mich war es auf jedenfall nicht das letzte Mal ;-).

Ach bevor ich es vergesse, nicht nur ein guter Guide ist sehr hilfreich an Dorsets Küste, auch findet man in Weymouth einen sehr gut sortierten Angelshop. Eine Auswahl, die nicht alltäglich ist. Von Miniköder zum UL bzw. Rockfishing über eine beachtliche Hardbaitwand, Softbaits, Naturköder, alles was den Wolfsbarschangler glücklich macht – und natürlich zum ersehnten Erfolg führt.

 

*Reklame